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Zeitreise - Was geht und was nicht ... oder auch: Wie schreibe ich solch eine Geschichte?

Aktualisiert: 18. Jan. 2021

In diesem Threat möchte ich über das Thema Zeitreisen sprechen und was man alles falsch machen kann.


Zeitreise.

"Über die Zukunft kann ich ein Lied singen", hat einmal Doc Brown gesagt. Natürlich kann er ein Lied darüber singen, hat er das Zeitreisen erfunden - zumindest in "Zurück in die Zukunft".


Doch auch er hat einiges falsch gemacht, genauso wie viele Filme immer mal etwas einbauen, was nicht ganz stimmig ist oder Autoren ... puh, DAVON kann ich ein Lied singen. Ganz ehrlich. Was ich schon für seltsames Zeug in Büchern gelesen habe ...


Es gibt viele Regeln, die man beachten muss, wenn man einen Zeitreiseroman schreibt.

Viele Regeln und einige möchte ich kurz hier erläutern. Es sind Dinge, die mich beim Lesen jedes Mal auf die Palme bringen.


  1. Die Glaubwürdigkeit

Oh, ja. Da fängt es doch schon an. Ist es realistisch? Kann der Leser nachvollziehen, warum der Protagonist durch die Zeit reist?

Nehmen wir die Tardis. "Doctor Who" ist ein Klassiker. Eine Telefonzelle, die durch Raum und Zeit tigert und von Innen größer wirkt als von Außen. Es funktioniert deshalb, weil man es sich vorstellen kann. Und der Doctor auf seine lockere Art und Weise einen Fehler nach dem anderen macht, um es am Ende wieder hinzubiegen. Klassiker!

In Star Trek und vielen SciFi Filmen und Serien geht es auch um dieses Thema. Mal schlecht, als recht umgesetzt, aber die Fans stehen drauf.


Doch die Glaubwürdigkeit haben sich diese Beispiele hart erkämpft. Und sie sind visuell zu sehen. Ein Autor/ eine Autorin kann nicht mit diesem Sinn arbeiten. Das klappt nicht, da nicht jeder die Geschichte als Film sieht beim Lesen.

In einem Buch muss das Konzept stimmig sein. Du musst dem Leser zeigen und erläutern, wie du diese Zeitreise interpretierst. Denn es gibt sehr viele Möglichkeiten, um durch die Zeit zu reisen. In "Outlander" bedarf es eine Steingruppe.


2. Bitte, bitte stelle den Protagonisten nicht als dumm hin


Was habe ich schon für Bücher gelesen, in denen ich dachte, die Protagonistin (sorry, meist sind es wirklich Frauen/ Mädchen), sei total blöd.

Warum?

Es gibt eine sehr wichtige Regel, wenn man eine Zeitreise macht:

Man zieht niemals, ich wiederhole: NIEMALS etwas an, was man zufällig sieht. Kein Kleidungsstück, keine Kette, oder Ähnliches. NIEMALS! Das ist die oberste Regel im Zeitreiseuniversum. Wer das macht, hat schon verloren und jeder weiß, wie es endet.


3. Passe deinen Protagonisten an die neue Zeit an


Dein Charakter landet in der Vergangenheit? (Bestenfalls weiß es auch, dass es in der Vergangenheit ist.) Lass sie oder ihn nicht als Snob dastehen. Passie ihn/ sie an und das nicht erst, nach dem es einen Aufstand der Superlative absolviert hat, und Diva spielte (auch Männer können Diva sein).

Du bist im 16. Jahrhundert? Cool. Mach dich schlau, was dort getragen wurde. So schwer ist es nicht. Wenn du keine Zeit für die Recherche hast: Leinenhose und Hemd gehen allemal.

Du willst das Mädchen als Junge verkleiden? Kein Problem. Aber lasse sie nicht gleich nach fünf Minuten auffliegen, weil "der Fingernagel eingerissen ist".


4. Wie reist dein Protagonist durch Raum und Zeit? Nur vorwärts und rückwärts oder auch seitlich oder gar zu einem anderen Planeten?


Seitlich? Ja. Du musst jede Möglichkeit in Betracht ziehen. Verändert sich etwas, kann es sein, dass du nicht mehr nach vorne reisen kannst, sondern du musst einen neuen Weg finden. Kennen wir aus "Zurück in die Zukunft 2", nur wird es schwieriger, diese Realität wieder zu ändern. Das funktioniert nur selten, da sich noch andere Komponente verändern.


5. Mathe!


Mathe? Was? Aber ich schreibe doch!

Oh ja. Klar. Aber schau mal: Du musst zu sehen, dass du im richtigen Jahr landest. Dann rechnest du gegebenenfalls noch Jahre hinzu oder ab und wie lange war dein Protagonist jetzt eigentlich unterwegs? Uff! Also ich mag Mathe nicht, aber was ich alles gerechnet habe ... Oh ja! Es muss ALLES stimmen.


6. Wie reist du?


Hast du dir schon überlegt, mit welchem Mittel du reisen magst? Ist es ein Auto? Eine Telefonzelle? Oder diese typische Zeitmaschine, wie von HG Wells ins Leben gerufen?

In manchen Büchern ist es ein genetischer Defekt, der jemanden zur Zeitreise verdonnert. In anderen spielen Hilfsmittel eine große Rolle. Bei mir ist es ein Stift. Sehr Simple, aber wirksam.


7. Begegnest du Persönlichkeiten?


Nehmen wir mal an, dein Protagonist ist mittendrin und liebt es, durch die Zeit zu reisen. Wen trifft er/ sie? Cleopatra? Shakespeare? Goethe? Wen? Passe aber auf. Denn natürlich lauern hier jede Menge Stolpersteine.

Du kannst nicht willkürlich einen Ort und eine Zeit bestimmen, wann sich die zwei begegnen. Du musst genau wissen, ob es zeitlich hinhaut. Nehmen wir Shakespeare. Wo war er wann? Zwar ging es bei "Henry" nicht um eine Zeitreise, sondern um einen historischen Fantasyroman, aber das Prinzip ist ähnlich: Ich konnte ihn nicht einfach aus dem Nichts kommen lassen, nur weil Henry nichts Besseres zu tun hatte, als am (ich denke mir ein Datum aus) 15.3.1585 mit William ein Bier zu kippen. Nein. Du musst ganz genau wissen, wann jemand wo war. Zu solchen historischen Themen werde ich auch noch einen Beitrag verfassen.

Sei dir also bitte stets bewusst: Leser sind schlau und sie können herausfinden, ob es zeitlich wirklich stimmt. Es ist gar nicht viel, was man beachten muss bei der Recherche. In der Regel findet man fast alles online. Und wenn es doch mal eine Lücke gibt: Fühl dich frei, diese zu nutzen und sie dir zu eigen zu machen. Denn natürlich gibt es nicht zu jedem Menschen eine 100% Überlieferung, besonders nicht, wenn es viele hundert Jahre zurückliegt.


8. Bufferfly - Effect


"Trittst du in der Vergangenheit auf einen Schmetterling, kann es böse folgen haben", oder so ähnlich lautet es doch, oder?

Pass auf, wo dein Protagonist hintritt. Was er/ sie sagt und welche Blume es pflückt. So ein Flügelschlag kann manchmal erst nach 500 Jahren relevant sein und auffallen. Oder ist es beabsichtigt? Reist du in die Vergangenheit, um etwas zu ändern? Dann: hau rein. Sei dir aber bewusst, welche Folgen all das haben kann. Schließlich musst du mit einer komplett neuen Realität arbeiten - im besten Fall ist vielleicht nur das Stückchen von deinem Protagonisten verändert, im schlimmsten Fall die gesamte Geschichte eines Landes.


9. Geschichte


Ähnlich, wie Glaubwürdigkeit. Wenn du dich für etwas entschieden hast, dann lerne die Geschichte des Landes. Du musst einfach faktisch einiges beachten - keine Sorge, all das kannst du nach dem Schreiben wieder vergessen, es dient nur dazu, um zu wissen, was wann war. Wenn es nicht gewollt ist, wäre es doch blöd, wenn du mitten in einem Bürgerkrieg landest, oder?


10. Was gibt es alles in der Vergangenheit?


Auch wenn du manches nicht benötigst, ist es doch wichtig zu wissen, wie man in deiner Zeit auf die Toilette ging, wie die Hygiene war und das, was für uns heute logisch erscheint. Wusstest du, dass es sogenannte Wasserklosetts bereits im Jahr 1596 in England gab? Sie waren öffentlich. 1870 gab es schließlich die Toilette aus Keramik. Ja, schon klar: Du brauchst solch ein Wissen nicht. Aber gehen deine Protagonisten nicht doch mal auf das stille Örtchen?

Und für den Effekt: Was riecht dein Protagonisten, wenn er/ sie draußen ist? Stinkt es? Oder riecht es nach Frühling? Wie sieht die Umgebung aus?



Zum Schluss:


Lasse dich von Büchern inspirieren. Lies Geschichte über jene Zeit, die du anstrebst. Es könnte schwierig sein, wenn du mehrere Epochen abklapperst, aber es macht Spaß. Meine Melanie aus "Das Geheimnis des Stiftes" ist im zweiten Teil auf der Titanic unterwegs. Glaube mir, wenn ich sage, ich hatte Herzklopfen bei dieser Szene und in diesem Kapitel. Ich durfte nichts verändern! Nichts dem Kapitän sagen oder mich seltsam verhalten. Oh Mann! Natürlich hat Melanie hinterher ein schlechtes Gewissen. Ich musste aber ganz genau die Uhrzeit wissen, wann was passierte. Wann war die Kollision mit dem Eisberg? Oder spulen wir zurück, wann ist sie überhaupt gestartet? Wie viele Personen waren drauf? Crewmitglieder? Passagiere? Glaube mir, hinterher habe ich ich tagelang davon geträumt. Und ich habe mich nicht nur auf den Film konzentriert. Sondern bin sehr weit ins Internet vorgedrungen und auch mal englische Seiten angeschaut. Noch ein Faktum: Wenn du englisch kannst, schau auch mal, was es da alles zu finden gibt. Denn oft wird nicht alles übersetzt. Gilt im übrigen für jede Sprache. Denn Sprachen sind schön und es ist wunderbar, wenn man sich dessen bedienen kann. Geht das nicht, macht nichts. Vielleicht fragst du jemanden oder bleibst bei den Seiten, die du kennst.

Möglicherweise möchte ich im dritten (oder vierten) Teil von "Das Geheimnis des Stiftes" auch mal ins alte Ägypten. Wow. Das reizt mich sehr. Aber ich weiß, wie viel ich hier zu recherchieren habe. Die bloße Faszination genügt nicht, um einen Roman zu schreiben.



Fortsetzung kann folgen, muss aber nicht. Ich kann diesen Threat bei belieben ergänzen oder aktuallisieren.



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